Die kleine große „Monster“-Geschichte

Die kleine große „Monster“-Geschichte

Also, dann fangen wir mal an : man nennt mich auch das „Monster“. Ich weiß gar nicht mehr, wann und wie ich diesen Namen bekommen habe, aber die meisten Leute bezeichnen mich so.

Es fing alles 1984 an, denn da rollte ich bei Rover in Longbridge vom Band – ordentlich und original wie so viele Minis. Irgendwie kam ich dann nach Deutschland und wurde als Neuwagen verkauft. Soweit so gut. Ich durfte 4 Jahre als normales Fahrzeug im Strassenverkehr teilnehmen und dann ging’s los: mein damaliger Besitzer und viele andere Leute fingen, an an mir rumzuschrauben, mich immer weiter zu verändern und zu tunen. Ich wuchs immer weiter in die Breite, alles wurde Exklusiver, Grösser, Schneller- das Beste der damaligen Zeit war gerade gut genug für mich. Vieles wurde in meinem Fahrzeugbrief eingetragen und zum Teil auch wieder ausgetragen, deshalb gibt es heute immer noch ein „Beiblatt“. 1988 fing alles mit einem Innenausbau, einer grösseren Felgen/Reifen-Kombination und ein bisschen Lack an. 1991 waren es dann schon andere Verbreiterungen, noch grössere Felgen & Reifen, mehr Lack, unter anderem Pink-Magenta auf den Felgen und auf dem Motor und ein saucooler Auspuff. Der Motor entwickelte sich auch beständig immer weiter, Stufe um Stufe. 1996 waren es dann wieder andere Verbreiterungen, noch breitere Räder,  jede Menge verchromte Teile überall und eine speziell angefertigte und vom Überwachungsverein abgenommene Hinterachse, um die Felgen/Reifen-Kombination mit der entsprechenden Einpresstiefe unterzubekommen. Natürlich wurde auch der Motor wieder grösser, die Bremsanlage und das Fahrwerk angepasst und der Auspuff wurde richtig Gross, mit 4x 76mm Endrohren,

Zwischendurch wurden rostige Bleche entfernt und neue eingebaut, die Karosserie wurde geändert, hintere Radläufe unter den Verbreiterungen vergrössert, ebenso die vorderen, Regenablaufleisten verkleinert, später dann entfernt. Der Batteriekasten im Kofferraum wurde höher gelegt, die Heck- und Frontleiste entfernt und gecleant, sowie eine Ölkühler-Frontlippe entworfen- aus Blech natürlich! Dann wurden die Übergänge an der Karosse gecleant, inzwischen die dritte Haube mit dreidimensionaler Cobra (beleuchtete Augen und Maul sowie Düse für eventuelle Flammen mit Benzin (zum Glück hat das nie einer ausprobiert!) und das 1996, also who the Fuck is Pimp my … ?) In der Zeit war das dann alles so extrem, das ich eine südamerikanische Zulassung mit dem passendem Nummernschild „MONSTER“ hatte.

Die genauen technischen Spezifikationen folgen auf den weiteren Seiten oder fragt einfach meinen Besitzer ;). Natürlich war ich in der Zeit immer auf verschiedenen Mini-Treffen und spaltete die Szene mit Bewunderung und Spot. Dann kam das Jahr 2000, manche sagen auch Millenium und ich fristete mein Dasein ab da unter nem roten Tuch in einer Scheune und ab und an kam mein alter Besitzer, um nach mir zu sehen. Gelegentlich wurde ich noch bewegt, aber ich dachte schon meine Tage wären gezählt- andere Autos waren inzwischen einfach interessanter, besser, schneller und nicht so kompliziert wie ich ….

Irgendwann 2010 kam dann mein neuer Besitzer auf die Idee, nach mir zu suchen. Im WorldWideWeb gab’s noch ein paar Bilder von mir und wie das so ist, führte man gelegentlich eine Unterhaltung (die berühmten „Benzingespräche“) bei der man auch über das breiteste Auto geredet hat und so kam‘ s wie es kommen musste: „Hey, das Auto und den Besitzer kenn ich…“. Am 23.12.2011 war’s dann soweit: der beste Freund und mein neuer Besitzer fuhren 200km ins Nirgendwo und gegen 20.00 Uhr öffneten sie die Tür zu mir. Ich stand inzwischen abgedeckt und aufpoliert da- alles klar, gekauft… Nee, so einfach war’s dann leider doch nicht. Ich wurde auf Herz und Nieren überprüft, Kompressionstest, einmal Anlassen bitte, Soundcheck aussen und innen, TÜV und AU neu? Kontrolle auf Rost und eine sehr lange Verhandlung. Am Ende war klar, der Auspuff muss gedichtet werden, ein bisschen lauter sollte er schon sein, neuer TÜV und AU, das Nummernschild „MONSTER“ gab’s leider nicht dazu… und morgen holen wir ihn ab! Gesagt getan und am 24.12.2011 durfte ich auf den Autohänger. Leider war der mit 1,70m etwas zu schmal für mich, deshalb wurden erstmal schmalere Räder montiert und dann ging’s ab auf den Hänger, verpackt in Leintücher und Frischhaltefolie (es war nass und regnerisch) dann ging’s nach Hause, wo ich um 02.00 Uhr morgens abgeladen und in die Garage geschoben wurde. Die kommenden zwei Wochen sah mein neuer Besitzer aus wie ein Bergarbeiter, schwarz von Kopf bis Fuss, alle angelaufenen Messing-Bauteile aufpolieren, Leder mit Lederfett pflegen, usw. Der dachte echt schon darüber nach, mich wegen ein paar Lackschäden komplett zu restaurieren, hat er zum Glück dann doch nicht gemacht. Aber ganz lassen konnte er es dann doch nicht.

Die elektrische Anlage wurde komplett überprüft und verbessert, ein „Rückspiegel“, Nummernschildhalter für vorne und noch so ein paar Kleinigkeiten angefertigt und dann war auch schon Frühling. Ich wurde zugelassen und durfte wieder fahren. Leider nicht lange, den irgend ein Genialer kam damals auf die Idee, einen Zahnriemen zur Steuerung der Nockenwelle zu verbauen, weil’s halt mal „IN“ war. War gar nicht so toll. Über den nächsten Sommer wurde der Motor ausgebaut, komplett zerlegt, auf Verschleiss kontrolliert, alles neu abgedichtet und ein Duplex-Steuerkettenkit verbaut, sowie alle Schrauben auf Edelstahl umgerüstet. War gar nicht einfach, denn ein Motor Aus- und Einbau dauert bei mir doppelt solange wie normal. Der zweite Wasserkühler war dann auch noch hinüber und bekam beim Kühlerbauer ein neues Netz. Alles wieder zusammengebaut, lief alles ganze 300 KM wunderbar. Dann wurde 3 Stunden später aus „wir laden mal eben den Onkel zum Geburtstag ein“, die Aktion „auf dem ADAC-LKW und zurück nach Hause“, inkl. Fehlersuche bis Nachts um 02.00 Uhr. Befund: Kopfdichtung durch, Kopf muss neu geplant werden und dann war da noch die falsche Kopfdichtung. Mann, wer achtet auch schon auf ein zehntel Unterschied im Stegbereich zwischen den Zylindern??? Es dauerte dann noch zwei Wochen bis der Motorenbauer fertig war- neue Ventilführungen, 2 neue Ventile, alles geplant- und schon war der Sommer wieder rum. Im Herbst gab’s dann noch eine gescheite Zündspule, wieder ein bisschen Kleinkram und ich durfte nochmal 1000 KM fahren. Im darauf folgenden Winter gab’s dann wieder ein bisschen Kleinkram, neue Bremsbeläge, neue Kühlerdeckel, das Übliche eben.

Und heute? Heute fährt mich mein Besitzer wieder wie früher auf Mini-Treffen und die einen freuen sich, mich mal wieder zu sehen und die anderen fragen sich, aus welchen Jahrhundert ich wohl übrig geblieben bin. ?

Euer „Monster“